Das große Finale – Teil 1
Mein Telefon klingelt und der freundliche Wegdienst von Zuhause holt mich aus dem Bett. Im Bad stelle ich fest, das ich meiner Frau nicht mitgeteilt habe das die Insel keine Sommerzeit hat.
Fuck, ich kann noch schlafen.
Schnell den charmanten Weckdienst informiert und wieder ins Bett. Eine Stunde später dann Neustart. Nachdem mein Körper ganz langsam wieder hoch fährt, werfe ich noch einen Blick in den Spiegel.
Ok, das mache ich heute auch nicht mehr.
Frühstück und große Mengen von Kaffee bringen uns in die Startposition. Wir wollen zum Loch Lemont. Auf geht es in den Mietwagen und ab geht die Post. Nach ca. 45 Minuten sind wir dort und halten 3x an unterschiedlichen Stellen am Seeufer. Wir genießen die frische Luft und die traumhafte Seeansicht.
Noch ist etwas Zeit und wir halten Kriegsrat. Schiffstour oder in die schottischen Highlands. Wir entscheiden uns für die Highlands und schon geht es los. Was mich dort erwartet gefällt mir sehr. Einige Trekkingpeople sind unterwegs und Bäm bin ich gedanklich wieder bei meiner Frau. Eine grandiose Landschaft und wenn man gerne zu Fuss unterwegs ist möchte man am liebsten gleich los laufen. Ich werde etwas melancholisch, weil meine Partnerin nicht dabei ist und von meinen anwesenden Freunden nur Carmen in Ansätzen das Interesse am Wandern mit mir teilt. In diesem Moment beschließe ich mein Weg wird hierher zurück führen und dann nicht zum Eishockey sondern um mit meiner Liebe die Natur zu genießen. Aber nun weiter, ich will euch nicht mit meinem Gefühlsleben langweilen.
Die Uhr tickt und was uns Vier verbindet ist die Sucht nach dem Puck. Wir wollen zurück nach Glasgow und vorher unseren Körper noch etwas Energie zuführen. Ausnahmsweise auch in fester Form. Also zurück zum Hotel, kurz aufs Zimmer und dann zwei Häuser weiter in einen kultigen Kellerpub, zur Stärkung. Da kommt sie wieder durch unsere Deutsche Hektik. Schnell essen, den wir wollen doch keine Sekunde vom Spiel verpassen.
Es gibt heute noch einmal Nachschlag der Hockeydroge und das nur vom Feinsten.
Im Vorfeld diskutieren wir über das Bevorstehende. Beim Team unseres Herzens sind wir alle schnell einer Meinung. Das Team kommt zurück und wir gewinnen heute. Doch wie will man als Fan das gestern Erlebte auf den Rängen noch einmal wiederholen ? An ein Steigern denke ich in meinen Künsten Träumen nicht.
Das Spiel startet und wir gehen wieder in Führung. Unsere Jungs heute deutlich überzeugender und mit viel weniger technischen Fehlern.
Das erste Drittel ist vorbei, wir führen und die Stimmung in unserer Ecke ist wieder gut. Die Vorzeichen passen.
Das zweite Drittel beginnt und nun geht es in unseren Reihen ab. Unten auf dem Eis haben unsere Jungs bei einem guten, schnellen Hockeygame alles im Griff. Auch ein paar schöne Checks werden gesetzt, so muss Hockey.
In unserer Kurve geht auf einmal wieder die Post ab und wir drehen hart an der Spaßschraube. Alles steht singt und klatscht. Nun wollen wir die Schotten mitnehmen. Laut fordern wir die Schotten auf auch aufzustehen und mitzumachen. Doch die Braehead Anhänger tun sich etwas schwer. Da merkt man das dort nur eine junge und sitzende Eishockeykultur gelebt wird. Was wir auch versuchen, sie bleiben sitzen, aber die Hälfte der Halle klatscht zumindest mit. Aufgeben und ein „Es geht hier nicht“ wäre jetzt völlig normal gewesen, aber unser Block eskaliert. Der ganze Block lacht laut, als die Bembelcrew die schottische Version von dem Song „sitzen ist für’n Arsch“ anstimmt. Es kocht und siehe da es stehen ein paar Mutige auf und machen mit.
Wie geil, Eishockeyentwicklungshilfe vom Feinsten.
Fertig, Pause wir doch nicht.
Wir starten mit der 2ten Runde, nun wollen wir die Welle starten. Man merkt, die Hemmschwellen sind gefallen und wir brauchen nur 3-4 Versuche und die Welle geht durchs Rund. Was ein Erlebnis und ich muss an meine Hockeyfreunde zu Hause denken, die leider dieses Highlight nicht erleben dürfen. Was nun abgeht macht Eishockey so schön. Schottische Zuschauer kommen zu uns in den Block und machen mit.